Wie kommen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Arbeit? 65 Prozent der Deutschen nutzen das Auto, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen, der im Durchschnitt 17 Kilometer entfernt ist. 15 Prozent der Pendelnden nehmen die Bahn, 22 Prozent den Bus – mit dem Rad sind 14 Prozent und zu Fuß 5 Prozent unterwegs. In Teil 5 der Artikelreihe zum Geschäftsbericht Arbeitsplatz steht die Mobilität der Arbeitnehmenden im Mittelpunkt.
Im Mobilitätsreport der Online-Jobplattform StepStone1 zeigt sich, dass lange Arbeitswege zum Alltag der deutschen Arbeitnehmenden gehören. 50 Prozent der Pendelnden ist pro Strecke bis zu 30 Minuten unterwegs und 20 Prozent bis zu einer Stunde. Beschweren tut sich allerdings nur jede beziehungsweise jeder Fünfte.
„Autofahren ist wohl die anstrengendste Form, zur Arbeit zu kommen“, sagt Fabiola Gerpott, Professorin für Personalführung an der WHU – Otto Beisheim School of Management, die gerade eine neue Studie herausgebracht hat. Beim Bahnfahren dagegen hängt die Einschätzung des Stresslevels von der Pünktlichkeit der Züge ab. „Wir können nachweisen, dass Störungen auf dem Weg zur Arbeit – also Stau, Verspätung, aber auch Ärger über andere Verkehrsteilnehmer – sich entscheidend auf das Energielevel der Pendlerinnen und Pendler auswirken und das wiederum die Leistung bei der Arbeit beeinflusst.“2
Auch im restlichen Europa ist das Auto das Verkehrsmittel Nummer Eins, gefolgt von den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und weltweit? Die längsten Arbeitsanfahrtswege gibt es mit durchschnittlich 74 Minuten pro einfacher Fahrtstrecke in Südkorea – das entspricht 25 Tagen und 10 Stunden Lebenszeit im Jahr.3
Schon vor der Corona-Pandemie hat die VBL ihre Beschäftigten mit längeren Anfahrtswegen – beispielsweise aus der Pfalz oder dem benachbarten Elsass – durch die Möglichkeit zur Telearbeit entlastet.
Was nicht mehr als zumutbarer Arbeitsweg angesehen wird, beschreibt der Paragraph 140 Absatz 4 SGB III wie folgt: Insgesamt mehr als zweieinhalb Stunden, wenn die Arbeitszeit bei mehr als sechs Stunden liegt. Mehr als zwei Stunden, wenn die Arbeitszeit sechs Stunden und weniger beträgt.4
In der Pandemiezeit konnten viele von heute auf morgen einfach mit dem Pendeln aufhören. Statista Global Consumer Survey hat 2020 vorgestellt, wie viel Pendelzeit pro Fahrt und Person durch Homeoffice eingespart wird:5 19 Prozent sparen circa 15 Minuten oder weniger, 31 Prozent 15 bis 29 Minuten, 20 Prozent 30 bis 59 Minuten und 6 Prozent über 1 Stunde. 24 Prozent pendeln nicht, sondern leben in der Nähe ihres Arbeitsplatzes.
Schon vor einiger Zeit hat der Reporter Christopher Ingram zum Thema Pendeln Folgendes geschrieben: „Betrachten wir den Transformationseffekt [der entsteht, wenn wir den Menschen die Zeit zurückgeben, die sie für ihren Arbeitsweg aufwenden]. (...) Gibt man einer Person nun zwei freie Stunden, so wird sie diese wahrscheinlich nicht mit Arbeit verbringen. Sie wird fernsehen, Candy Crush spielen, mit ihren Freunden Bier trinken gehen oder andere Dinge tun, die nicht unbedingt produktiv sind. Mit der Zeit jedoch wird diese Person mehr Zeit für zivilgesellschaftliches Engagement haben. Sie wird mehr Zeit haben, sich um ihre Kinder, ihre Gesundheit oder ihre Ehe zu kümmern. Sie wird ausgeruhter und somit produktiver sein. Die Vorteile sind praktisch unendlich.“6
Download: VBL-Geschäftsbericht 2020, PDF, 10 MB
Quellen:
1 StepStone, Mobilitätsreport 2018.
2 WiWo, Pendeln, Autofahren ist wohl die anstrengendste Form, zur Arbeit zu kommen. 2021.
3 jobswype.at, Wie gelangen Sie überwiegend zur Arbeitsstelle, 2018.
4 arbeitsrechte.de, Wann ist ein Arbeitsweg zumutbar, wann nicht?, 2021.
5 statista.com, So viel Pendelzeit würde durch Home-Office gespart werden, 2020.
6 washingtonpost.com, The astonishing human potential wasted on commutes, 2016.