Was bewegt die jüngeren und die älteren Menschen in Deutschland, wenn es um ihre Ziele und Wünsche geht? Laut GDI -Studie „Nie zu alt. Älterwerden zwischen Offenheit und Bewahrung“ verändern sich diese im Laufe des Lebens stark. Mehr dazu und zum Thema Generationengerechtigkeit erfahren Sie im vierten Teil der Artikelreihe zum VBL-Geschäftsbericht „Jung und Alt“.
Welche Lebensziele nennen die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer von 18 bis über 70 Jahren am häufigsten? Gesundheit, Geld, Glück, Karriere, Familie, Reisen, Beziehungsglück, Haus, Kinder, Ausbildung, Auswandern und Langlebigkeit. Dabei wurden den Befragten bewusst keine inhaltlichen Vorgaben gemacht: Sie sollten ihre Wünsche frei äußern können.1
Eines wird dabei besonders deutlich: Die Wünsche der Menschen verändern sich im Laufe des Lebens. Bei manchen Themen nimmt die Relevanz mit dem Alter ab, einige werden wichtiger und wieder andere bleiben konstant. Bei den Jüngeren steht zunächst die persönliche Weiterentwicklung im Vordergrund: Familie, Karriere, Geld, Ausbildung, Haus, Kinder. Im Alter rücken andere Werte wie Gesundheit und Langlebigkeit stark in den Fokus. Geld ist nicht mehr ganz so wichtig, aber zwischen 60 und 75 Jahren immer noch präsent. Schließlich sind nicht alle Träume im Alter immateriell zu verwirklichen.1
Zusätzlich gibt es Themen, die bei allen Altersgruppen dauerhaft von Interesse bleiben, wie Glück oder eine glückliche Beziehung, aber auch Wünsche wie Reisen und Auswandern. Überraschend ist, dass die Idee des Auswanderns auch bei den älteren Befragten lange Zeit relevant bleibt. Übrigens: Statistisch gesehen wurden 2020 rund 1,74 Millionen Renten ins Ausland überwiesen, davon 14 Prozent an deutsche „Auswanderer“. Den höchsten Anteil zählen Österreich (mehr als 27.000 Renten), die Schweiz (27.000) und die USA (23.000).
Bei einer anderen Studie von Engel & Völkers, Liquid Home zeigt sich: „Je älter die Befragten, desto größer der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit: 64 Prozent der über 70-Jährigen geben ihn als einen der drei größten Lebensträume an“, erläutert Geschäftsführer Christian Kuppig. „An zweiter und dritter Stelle steht hier der Wunsch, im Alter geistig fit und gesund zu bleiben. Corona hat diesen Wunsch bei jedem zweiten Befragten noch verstärkt. Außerdem möchte fast jeder dritte Befragte im Ruhestand verreisen und fremde Länder entdecken.“ Auch eine erfüllte Partnerschaft steht mit 21 Prozent auf der Liste der Best Ager.2
Und wie ist das Verhältnis der Generationen in Deutschland zueinander? Gibt es mehr Gräben oder mehr Gemeinsamkeiten? Wenn man Umfragen wie die des deutschen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend/infas von 1996 und 2019 zurate zieht, zeigt sich, dass das Generationenverhältnis über mehr als zwei Jahrzehnte nahezu gleichgeblieben ist.
Der gegenseitige Respekt sowie der Zusammenhalt werden weiterhin als „groß“ eingeschätzt. 82 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Älteren so viel für das Land getan haben, dass sie die beste Absicherung verdienen. Nur 19 Prozent sagen, dass es den Älteren zu gut geht. Unverändert ist die Vorstellung, dass sich die Generationen gegenseitig helfen sollten. Beim Thema „Verstehen“ stoßen Jung und Alt aber klar an ihre Grenzen: Weniger als 40 Prozent der Befragten denken, dass die Älteren die Jüngeren verstehen. Umgekehrt ist es nicht mal jede und jeder Dritte.3
In einer aktuellen Schweizer Studie – dem Generationen-Barometer 2021 – sagen 80 Prozent der Befragten, dass es kein großes gesellschaftliches Auseinanderdriften zwischen Jung und Alt gibt. Zusätzlich zeigt sich, dass die Corona-Pandemie zu einer grundlegenden Neubewertung des Generationenverhältnisses beigetragen hat. „Neben den Älteren werden neuerdings auch Teenager und junge Erwachsene als besonders verletzliche und benachteiligte Gruppen wahrgenommen.“ Allerdings offenbart die Studie auch, dass das Generationenversprechen, wonach „jede neue Generation bessere Lebensbedingungen vorfindet als die vorangegangene“, nicht mehr zu halten ist.4
Download: VBL-Geschäftsbericht 2021, PDF, 10 MB
Quellen:
1 GDI-Studie Nr. 48, Nie zu alt?, 2020.
2 Engel & Völkers, Liquid Home, Finanzielle Unabhängigkeit im Alter ist der größte Lebenstraum von Best Agern, 2021.
3 Umfrage zum gegenseitigen Bild der Generationen, BMFSFJ (1996) infas Mehrthemenbefragung 2019, 2019.
4 Berner Generationenhaus und sotomo, Schweizer Generationen-Barometer 2021 – Was Jung und Alt bewegt, 2021.